Trieste: 31.03. bis 08.2017, stazioneRoGERS, Riva Grumula 14
Einführung von Katarina Lomic (CASA C.A.V.E. CONTEMPORARY ART VISOGLIANOVIŽOVLJE EUROPE)
Sebastian Illing erforscht bedeutungsvolle Orte und Räume, in denen historisches Gedächtnis und evokatorische Natur zueinander finden. Deswegen konnte die Reise durch die Staaten Ex-Jugoslawiens, um die Memorialbauten des Architekten Bogdanovic zu besichtigen, nicht anders als ein tiefes Bedürfnis, schon fast ein Drang sein – eine Suche nach Antworten, die seiner visuellen Kunst tiefe Gründe sowie notwendige moralische Spannung geben würden.
Beeindruckt von Bogdanovics architektonischen, magnetischen und surrealen Kompositionen, verbringt Illing ganze Tage deren Aufbau zu betrachten: Architektur, Landschaft, Geschichte und Erinnerung sind Elemente, die in Bogdanovics Werk eine angestammte und visionäre Vielstimmigkeit zeigen – und von der fühlt sich Illings Blick zutiefst angezogen, fasziniert und beteiligt. Totenstädte stehen gegenüber den Städten der Lebenden, wie ein Spiegelbild. Imaginäre und zeitgenössische Nekropolen. Kosmologische Symbole und figurative Elemente der Jungsteinzeit. Kosmische Pflanzen und riesenhafte Treppen. Memorialbauten an das Leben wo eine gigantische Lotosblume den Wert der Vielfalt der Völker und der Religionen preist.
Sebastian Illing gibt Bodganovics Werk mit einer sensiblen und sorgfältigen Reportage wieder, die aus dem dokumentarischen Aspekt in einer bedeutsame Dimension des Gedächtnis eintritt – hier kann Erinnerung Raum und Metaphern finden, damit die Tragödie der unaufhaltsame Falle der Vergessenheit entrissen wird.
Illings photographisches Werk strebt nach einem Wunsch von Versöhnung mit den leidenden Knoten der Geschichte und bringt uns somit eigentlich zur Gegenwart, zu den nie beruhigten Widersprüchen und der Komplexität des Lebens, wo die Gewalt noch zu häufig als Antwort zu politischen, ideologischen, lehrhaften und individuellen Brüchen der zeitgenössischen Welt bleibt.
Illings aufmerksames photographisches Werk kann nicht umhinkommen, auch eine Warnung und Mahnung zu sein – eine Zukunft im Frieden und Toleranz verheißend, empfängt er Bogdanovics gleiche konzeptuelle Perspektive.
Die Bilder sind analog und in Schwarz-Weiß – eine gezielte Entscheidung, die sensible Wahrnehmung der Stellen, in denen die Erinnerung geschätzt und geteilt wird, zu betonen, auch in technischer Hinsicht. Während des analogen Druckverfahrens experimentiert Illing einige Mehrfachbelichtungen um das surreale und traumähnliche Effekt zu erreichen, das seine Begegnung mit der Kunst des serbischen Architekten darstellt.